Die Olympischen Sommerspiele
sind das größte Sportereignis der Welt. Etwa 4,7 Milliarden Zuschauer sahen
zuletzt die Spiele in Bejing 2008. Die Zuschauerzahlen für die Spiele 2012 in
London werden in Kürze erwartet. Die Diskussionen um eine eventuelle zukünftige
Bewerbung entflammen auch in Berlin erneut und entfachen Mal für Mal die
Gemüter der konträr gelagerten Interessengruppen. Befürworter proklamieren
neben positiven Entwicklungen des lokalen Arbeitsmarktes und der überregionalen
Wirtschaft im Allgemeinen auch regelmäßig Effekte für den Tourismus sowie einen
beachtlichen, weltweiten Imagegewinn, der weitere Investitionen nach sich
ziehen soll. Zudem werden potentielle Infrastruktur- und weitere städtische
Gestaltungsmaßnahmen positiv hervorgehoben.
Kritische Stimmen stützen
sich hingegen vor allem auf die immensen Kosten und versuchen damit, einer möglichen
Bewerbung entgegenzuwirken. Die entsprechende Summe für die Austragung in Athen
2004 wird z.B. auf über 8 Milliarden Euro geschätzt und soll die Schwächung der
griechischen Wirtschaft erheblich vorangetrieben haben. Montreal, als Gastgeber
der Spiele 1976, benötigte etwa 3 Jahrzehnte, um die entstandenen Schulden zu
tilgen. Tat-sächlich konnten bisherige
Forschungsarbeiten in ihrer Tendenz nur sehr schwache bis gar keine Effekte auf
Arbeitsmärkte, Tourismus und die wirt-schaftliche Entwicklung nachweisen, die die
entsprechenden Kosten recht-fertigen würden. Eine vollständige Erfassung des
gesamten Arsenals an Einflüssen blieb jedoch aus Gründen der Messbarkeit – bis
jetzt – aus.
In einer aktuellen Studie
habe ich in Zusammenarbeit mit Volker Nitsch zum ersten Mal einen aggregierten
Gesamteffekt aller Olympischen Sommerspiele seit 1896 auf die Gastgeberstädte
untersucht. Die Analyse relativer Wachs-tumsraten der Bevölkerung gibt dabei an,
ob eine Stadt im Vergleich zu anderen Städten nach Ausrichtung der Spiele
schneller oder langsamer wächst. In der Stadtökonomie wurde in den letzten Jahrzehnten
nachgewiesen, dass Städte, die ihren Einwohnern einen erhöhten wahrgenommenen
Nutzen bieten (wie etwa durch bessere Infrastruktur, mehr Arbeitsplätze oder
auch ein Gefühl des Lokalpatriotismus), eine erhöhte Nachfrage nach Wohnraum
schaffen. Diese lässt sich u.a. über das Wachstum einer Stadt messen. Wenn also
das Ausrichten der Spiele in seiner Gesamtheit einen positiven Effekt auf die
Gastgeberstadt ausübt, dann sollte sich dies über die relativen Wachstumsraten
der Städte im Zeitablauf zeigen. Interessanterweise erkennt man jedoch eine andere
Tendenz: Tatsächlich wachsen Gastgeberstädte nach den Spielen deutlich langsamer.
Das deutet stark darauf hin, dass olympische Spiele eher negative Gesamteffekte
auf die Stadtentwicklung haben.
Nun bleibt anzumerken, dass
dies nicht bedeutet, dass eine Stadt unter keinen Umständen eine Bewerbung
einreichen sollte. Die Ausrichtung der Spiele vermag es, bereits durchgeführte
Maßnahmen der Stadtentwicklung wirkungsvoll zu vermarkten, wie es im Falle von
Barcelona (1992) geschah. Außerdem lassen sich einzelne innerstädtische
Aufwertungseffekte nicht leugnen. Jedoch sollten sich Befürworter der Sache
darüber im Klaren sein, dass die gesammelten Forschungsergebnisse darauf
hinweisen, dass die enormen Kosten möglicherweise nicht durch nachfolgende
positive Entwicklungsimpulse aufgefangen werden können.
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